Bildung

Inklusive Bildung

Inklusive Bildung bedeutet, dass alle Menschen an qualitativ hochwertiger Bildung teilhaben und ihr Potenzial voll entfalten können. Während in Deutschland der Begriff „Inklusion“ oft nur in einem engeren Sinne im Kontext von Menschen mit einem diagnostizierten Förderbedarf verwendet wird, vertritt die UNESCO dezidiert einen weiten Inklusionsbegriff, der alle Menschen einschließt. Weder Geschlecht, soziale oder ökonomische Voraussetzungen noch besondere Lernbedürfnisse dürfen dazu führen, dass ein Mensch seine Potenziale nicht entwickeln kann.

Die Forderung nach einer inklusiven Bildung ist integraler Bestandteil der Agenda Bildung 2030, die 2015 von den Vereinten Nationen verabschiedet wurde. Das Oberziel der Agenda Bildung 2030 ist in Ziel 4 der insgesamt 17 Sustainable Development Goals (SDGs) formuliert: „Bis 2030 für alle Menschen inklusive, chancengerechte und hochwertige Bildung sicherstellen sowie Möglichkeiten zum lebenslangen Lernen fördern.“ Mit ihrem umfassenden und ambitionierten Anspruch ist die Agenda Bildung 2030 ein Meilenstein der internationalen Bildungspolitik. Die UNESCO hat die Federführung für die internationale Koordinierung der Agenda Bildung 2030 inne.

Voraussetzung für eine friedliche und soziale Gesellschaft

Inklusive Bildung rückt die unterschiedlichen Bedürfnisse aller Lernenden in den Mittelpunkt und begreift Vielfalt als Chance für Lern- und Bildungsprozesse. Sie ist Voraussetzung für ein friedliches und soziales Miteinander. In einer humanen Gesellschaft erfährt jeder Mensch mit seinen individuellen Eigenschaften, Interessen und Bedürfnissen Anerkennung und Wertschätzung und erhält die Chance auf gesellschaftliche Teilhabe. Jede Form der Exklusion wirkt einem friedlichen, sozialen und humanen Zusammenleben entgegen. Inklusive Bildung ist daher ein wichtiger Baustein für die Entwicklung einer Gesellschaft, in der in dieser Weise Vielfalt gelebt und jedem Menschen die Chance auf Teilhabe gewährt wird.

Inklusion oder Integration?

Um inklusive Bildung und Chancengerechtigkeit in der Bildung zu verwirklichen, muss eine Systemveränderung erfolgen. So unterschiedlich Menschen sind, so unterschiedlich sind auch ihre Arten zu lernen und sich zu bilden. Bildungssysteme müssen sich auf diese Heterogenität flexibel einstellen können und dürfen nicht starr sein. Nicht der Lernende muss sich in ein bestehendes System integrieren, sondern das Bildungssystem muss die Bedürfnisse aller Lernenden berücksichtigen und sich an sie anpassen. Damit geht der Begriff der Inklusion über den Begriff der Integration hinaus. Inklusion beinhaltet das Recht auf gemeinsamen Unterricht in einer Regelschule.

Warum Inklusive Bildung?

Es gibt viele Gründe, Bildungssysteme inklusiv zu gestalten. Im Folgenden vier zentrale Argumente:

Pädagogische Begründung

Da inklusive Schulen alle Kinder gemeinsam betreuen und unterrichten, müssen Lehrende Mittel und Wege finden, auf individuelle Unterschiede einzugehen. Davon profitieren alle Kinder.

Soziale Begründung

Inklusive Schulen wollen durch den gemeinsamen Unterricht erreichen, dass Kinder Vielfalt als normal erleben. Sie können dadurch einen Beitrag zu einer weniger diskriminierenden Gesellschaft leisten. Inklusive Bildung begreift Vielfalt und individuelle Unterschiede als Ressource.

Ökonomische Begründung

Es ist langfristig weniger kostenintensiv, Schulen einzuführen, die alle Kinder gemeinsam unterrichten, als ein komplexes System unterschiedlicher Schultypen zu erhalten, die jeweils auf verschiedene Gruppen spezialisiert sind. Ebenfalls ist es teurer, mangelhaft ausgebildete junge Menschen nachträglich zu qualifizieren und zu versorgen, als ihnen von Beginn an eine gute Bildung zu ermöglichen, die ihnen bessere Chancen auf dem Arbeitsmarkt und bessere Chancen auf ein selbstbestimmtes Leben eröffnet.

Verbindung zwischen inklusiver Bildung und qualitativ hochwertiger Bildung

Es gibt zwar keine allgemeingültige Definition von Bildungsqualität, doch beinhalten die meisten Konzepte zwei wichtige Komponenten: erstens die kognitive Entwicklung der Lernenden und zweitens die Entwicklung von Werten, Einstellungen und gesellschaftlichem Verantwortungsbewusstsein. Beide werden durch inklusive Bildung gefördert.

Inklusive Bildung in Deutschland
Bunte Stifte

Bildung

Inklusive Bildung in Deutschland

Deutschland ist von dem Ziel einer inklusiven Bildung noch weit entfernt. Die seit 2009 auch für Deutschland rechtlich bindende UN-Behindertenrechtskonvention fordert dazu auf, auch Menschen mit Behinderungen den Besuch einer Regelschule zu ermöglichen. Dennoch hat sich seitdem der Anteil der Kinder und Jugendlichen mit Förderbedarf, die an einer Förderschule unterrichtet werden, kaum verringert.
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Inklusive Bildung weltweit

Bildung

Inklusive Bildung weltweit

In den Bildungssystemen weltweit werden Menschen in vielfacher Weise benachteiligt. Benachteiligungen ergeben sich in sozioökonomischer Hinsicht, im Hinblick auf Geschlechtszugehörigkeit wie auch für Menschen mit Behinderungen.
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Unser Beitrag
Schüler basteln

Inklusive Bildung

Unser Beitrag

Seit 2022 arbeiten die Deutsche UNESCO-Kommission und die Robert Bosch Stiftung im Rahmen einer strategischen Partnerschaft im Bereich der inklusiven Bildung zusammen. Ausgehend von dem weiten Inklusionsbegriff der UNESCO geben sie gemeinsam der inklusiven Bildung als zentraler Zukunftsaufgabe für das gesamte Bildungssystem in Deutschland neue Impulse.
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