Meldung,

Mit Bildung für nachhaltige Entwicklung die Welt von morgen gestalten

Selim Mahmoud aus Ägypten absolvierte ein dreimonatiges Praktikum im Rahmen des CrossCulture Programms des Instituts für Auslandsbeziehungen (ifa) in der Geschäftsstelle Bildung für Nachhaltige Entwicklung der Deutschen UNESCO-Kommission. Wir fragten ihn nach seiner Perspektive.

Bereits mit 13 Jahren entschied Selim sich für die Zukunft einzusetzen. Es war der 25. Januar 2011 als in Ägypten die Revolution ausbrach, die den Arabischen Frühling einläutete. Viele Jugendliche sahen durch den Regimewechsel damals die Chance für eine neue Zukunft ohne Einschränkungen.

"Wir hatten das Gefühl, dass wir das Regime gewechselt haben und dass das Land jetzt uns gehört und niemand mehr unsere Träume einschränken kann."

Selim meldete sich bei verschiedenen NGOs. Neben seinem Studium nahm er an zahlreichen Studierendenaktivitäten teil, die darauf abzielten, in der Gemeinde etwas zu bewirken. Die Arbeit bestand vor allem daraus, den Menschen vor Ort Bildung, Lesen und Schreiben anzubieten, um so Kompetenzen für ihre Zukunft zu generieren. Selim empfindet diese Zeit als einen Wendepunkt in seinem Leben. Er begann sich intensiv mit dem Konzept der Bildung für nachhaltige Entwicklung (BNE) zu beschäftigen.

„Bildung für Nachhaltige Entwicklung (BNE) ist für mich
mehr als nur ein abstraktes Konzept. Es beschreibt das
Wissen, das das alltägliche und zukünftige Leben maßgeblich
beeinflusst. Ohne dieses Wissen, das Zusammenhänge in
der Beschaffenheit der Welt erkennt, kann keine nachhaltige
Zukunft aufgebaut und Veränderungen im Land generiert
werden.“

Nach seinem Ingenieurstudium besuchte Selim mit einem einjährigen Stipendium die Amerikanische Universität in Kairo, um sich mit der Zivilgesellschaft in Ägypten und ihren Ängsten vor einer Veränderung zu befassen. Er arbeitet zu der Zeit auch wieder in einer NGO, bei der er lernen konnte, wie die Zivilgesellschaft in Ägypten funktioniert.

"Jetzt verstehe ich die hiesige Zivilgesellschaft, und jetzt möchte ich die Zivilgesellschaft außerhalb Ägyptens entdecken. Und die europäische Zivilgesellschaft war mein Ziel. Also habe ich nach solchen Stipendien gesucht, die mir den Zugang zur Zivilgesellschaft in einem europäischen Land ermöglichen.

Selim wurde beim CrossCulture-Programm des Instituts für Auslandsbeziehungen (ifa) fündig, das ihm einen dreimonatigen Aufenthalt in Deutschland ermöglichte. Sein Weg führte ihn zur Deutschen UNESCO-Kommission, bei der er im Fachbereich Bildung für nachhaltige Entwicklung ein Praktikum absolvierte. Deutschland reizte ihn besonders aufgrund seiner historischen Dimension und Entwicklung im 20. Jahrhundert bis heute. Gerade die Zivilgesellschaft interessiert ihn und wie sie sich von der ägyptischen unterscheidet; das wollte Selim in seinem Praktikum herausfinden.

Aber auch die Deutsche UNESCO-Kommission in ihrer Rolle und ihrer Funktion als unabhängige Mittlerorganisation zwischen der UNESCO in Paris, der Bundesregierung und der Zivilgesellschaft wollte Selim genauer kennenlernen. Die intensive Netzwerkarbeit und die Diversität der Projekte beeindruckte ihn im Vorfeld, sodass er hier mitarbeiten wollte und durch den Fachbereich BNE auch konnte. Selim erhielt vielfältige Einblicke in die Netzwerkarbeit bei BNE und lernte unterschiedliche Projekte der Deutschen UNESCO-Kommission kennen.

„Meine Erkenntnisse aus der Mitarbeit bei der Deutschen
UNESCO-Kommission möchte ich nutzen, um BNE in Ägypten
stärker auszubauen. Durch finanzielle Unterstützung der
Europäischen Union, Beratung der RWTH Aachen und Beschluss
der Agenda 2030 hat der ägyptische Staat BNE zwar
in seine Programmatik aufgenommen, dennoch ist sie noch
nicht überall sichtbar. Nach meinen Recherchen verstehen
viele pädagogische Kräfte BNE immer noch als Wahlmöglichkeit
zu ihren bisherigen Lehrkonzepten. Es fehlt mitunter an
Zeit und Ressourcen, BNE nachhaltig in den zentralisierten
Lehr- und Ausbildungsplan von zukünftigen Lehrkräften
festzusetzen. Es ist eine große Herausforderung, BNE stärker
in der ägyptischen Bildungslandschaft zu verankern, um die
Welt von morgen aktiv mitzugestalten.